Bodenseestadion – ein Neuanfang oder das Ende?

Am Dienstag Abend fand der Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss (HFK) statt, am nächsten Abend dann gleich der Sportausschuss – und in beiden Gremien wurde über das Bodenseestadion gesprochen. 

Das Amt für Bildung und Sport hatte dafür einen Antrag eingebracht, der lautete „Sofortmaßnahmen zur sicherheitstechnischen Ertüchtigung des Bodenseestadions“. Dieser wurde dann am Abend noch durch eine sogenannte Tischvorlage ergänzt. 

Dieser etwas hellere Bereich der Tribüne soll entfernt werden

Die Verwaltung empfiehlt dem Gemeinderat, die notwendigen Mittel zur kurzfristigen Sicherung des Konzertbetriebes im Bodenseestadion bereitzustellen. Im ersten Antrag wurden noch 1,2 Mio Euro veranschlagt, in der nachgereichten und dann auch verabschiedeten Fassung ’nur‘ noch 705.000 Euro (Netto). Hierzu sollen konkret Geländer an den Treppen innerhalb der Tribüne angebracht werden, ein Teil der Tribüne soll abgerissen werden – das ist die sogenannte „Q – Lösung“. Hierzu soll die Tribüne mindestens auf eine Länge von 11 Meter geöffnet werden. Somit ist das Befahren des Innenbereichs möglich und die Entstehung eines weiteren Fluchtwegs.

Wörtlich steht im Antrag: „Der Gemeinderat bekennt sich zur Bedeutung kultureller Großveranstaltungen im Bodenseestadion und beauftragt die Verwaltung, alles dafür zu tun, dass das Campus Festival im nächsten Jahr ab dem 9. Mai 2024 im Bodenseestadion stattfinden kann.“ Manch einer spricht auch von einem Campus-Druck.

In diesem Konzept ist noch keine Stromversorgung, Blitzschutz oder Wasserversorgung durch einen weiteren Hydranten enthalten. Dies wurde auch nicht beschlossen. In einer Stellungnahme von Kokon und Campus wurde hingewiesen, dass für die Stromversorgung während des Festivals 5-6 Sattelzüge aus den Niederlande anreisen müssten. Diese werden anscheinend mit Schweröl betrieben. Auch die zwei dringend benötigten hochleistungsstarken Hydranten werden nicht ersetzt. All dies soll in einer Stufe 2 mittelfristig erfolgen. Hierfür sollen die Ansätze dem Gemeinderat im Sommer 2024 vorgelegt werden. 

Wo ist bei all diesen Diskussionen der Sport geblieben? Dieser klagt schon seit Jahrzehnten über ein marodes Stadion und kämpft für dessen Erhalt. Vereine wie z.B. die Konstanz Pirates, die derzeit die meisten Besucher zu ihren Heimspielen haben, investierten in den letzten Jahren ehrenamtlich und freiwillig in den provisorischen Erhalt des Stadions. 

Schön ist bei alledem, dass der Sport weiterhin im Stadion stattfinden kann. Bis zu 1.000 Zuschauer sind erlaubt, die Wettkampfanlagen sind in die Jahre gekommen, aber noch brauchbar. Teilweise gibt es hier Möglichkeiten, die wir sonst nirgendwo in Konstanz haben. Bereits im November 2022 erklärte der StadtSportVerband im Sportausschuss, dass er auf das Sportareal an dieser Stelle verzichten kann, wenn z.B. das Sportzentrum Wollmatingen entsprechend ausgebaut und ertüchtigt wird. Diese Position erneuerte der StadtSportVerband im Juni 2023:
Wenn das Bodenseestadion für den Vereinssport geschlossen wird, soll den Vereinen zumindest eine andere Möglichkeit gegeben werden, ihrem Sport nachzugehen. Die Stellungnahme können Sie 
|hier nachlesen.
Für den Konstanzer Sport zumindest muss man in Zeiten leerer Kassen keine Geländer anbringen. 

Der Ablauf in den zwei Ausschüssen ist schnell erzählt. Alle Fraktionen waren sich einig, dass das Campus-Festival weiterhin stattfinden soll. Im Detail wurde diskutiert, ob 11 Meter der Tribüne abgerissen werden sollen oder nicht gleich 50 Meter, und warum Geländer notwendig sind. Manch ein Teilnehmer mochte sich daran erinnern, dass in anderen Stadien auch keine Geländer angebracht sind. 

Enttäuschend für den Sport war, dass er am Dienstag im HFK so gut wie gar nicht thematisiert wurde. Alle RednerInnen sprachen ausschließlich über das Campus-Festival. Anders dagegeben im Sportausschuss. Hier brachte der StadtSportVerband nochmals seine Forderungen zu Geltung und zeigte den Teilnehmern auf, dass mit dem Wegfall des Bodenseestadions im selben Zug Ersatz geschaffen werden muss. Die FGL unterstütze dies auch bereits im HFK und das Amt für Bildung und Sport hat die Aufgabe, in Kürze eine erste Kostenschätzung für die Ertüchtigung des Sportzentrums Wollmatingen auf den Tisch zu legen. 

Wir sind gespannt und werden den Prozess begleiten und weiterhin dafür kämpfen, dass die Konstanzer und Konstanzerinnen eine Möglichkeit haben, vielfältige Sportangebote in den Vereinen auf guten Sportanlagen wahrzunehmen. Daher gilt: was diese Woche beschlossen wurde, bewegt sich zwischen Neuanfang für ein Kulturstadion und dem Ende des Konstanzer Sports im Stadion.

Sportzentrum Wollmatingen